Zecken: Wie schützt man sich vor den Parasiten?

Dirk de Pol, 20. April 2024

Krankheiten

Der Stich einer Zecke kann Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen. Wie kann man sich schützen, wie lässt sich eine Zecke entfernen? Und was gilt bei Hunden und Katzen? Die kleinen Blutsauger kommen in Deutschland überall in der Natur vor – nicht nur auf Wiesen, sondern auch in Parks und Gärten. Sie befallen sowohl Tiere als auch Menschen. Gefährlich ist nicht der Zeckenstich, sondern die Übertragung möglicher Krankheitserreger durch die Zecke. Diese können Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) hervorrufen.

Wie schützt man sich richtig vor Zecken?

Um sich zu schützen, kann man bei Aufenthalten in der Natur verschiedene einfache Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Kleidung

Am besten lange Hosen und Hemden mit langen Ärmeln tragen, sodass die Haut möglichst vollständig bedeckt ist. Offene Stellen an der Kleidung verschließen, also Hemd in die Hose und Hosenbeine in die Socken stecken. Helle Kleidung erleichtert nach dem Aufenthalt im Freien die Suche nach den Parasiten.

Körperliche Untersuchung

Nach dem Aufenthalt in der Natur den Körper immer sorgfältig nach Zecken absuchen, dabei Achseln, Bauchnabel, Kopfhaut, Leisten und Genitalbereich nicht vergessen.

Zeckensprays

Zeckensprays können helfen, die Parasiten vom Körper fernzuhalten. Diese Sprays überdecken den menschlichen Körpergeruch und wirken auf Zecken offenbar abstoßend. Wichtig ist, sie alle zwei bis drei Stunden neu aufzutragen.

Zecken mit Zeckenkarte oder Pinzette entfernen

Wenn man eine Zecke auf dem Körper findet, sollte man sie so schnell wie möglich entfernen. Hierfür gibt es verschiedene Methoden. Zeckenkarten sind praktisch, weil sie ins Portemonnaie passen. Mit einer Zeckenkarte kann man die Zecke heraushebeln. Allerdings können sehr kleine Zecken damit manchmal schwer zu fassen sein. Spitz zulaufende oder gebogene Zecken-Pinzetten eignen sich besser, um die Zecken zu entfernen. Mit der Pinzette fasst man die Zecke dicht an der Hautstelle, an der sie sich festgesaugt hat, und zieht sie senkrecht heraus. Kosmetik-Pinzetten sind weniger geeignet, da sie die Sicht auf die Zecke verdecken.

Auf Permethrin im Garten besser verzichten

Einige Hersteller bieten spezielle Mittel an, die Zecken im Garten bekämpfen sollen. Diese enthalten meist den Wirkstoff Permethrin. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Permethrin nicht nur für Zecken giftig ist, sondern auch für Bienen und Katzen. Daher sehen Experten den Einsatz von Permethrin im Garten kritisch.

Kinder richtig schützen

Kinder, die sich häufig im Freien aufhalten, haben eine größere Wahrscheinlichkeit, von Zecken gestochen zu werden. Allerdings sind sie nach einem Zeckenstich nicht stärker gefährdet, an Borreliose oder FSME zu erkranken, als Erwachsene. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine FSME-Infektion bei Kindern oft milder verläuft. Um das Risiko einer Infektion zu minimieren, sollten Kinder nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich auf Zecken abgesucht werden.

Kinder sind nach einem Zeckenstich nicht automatisch stärker gefährdet, an Borreliose oder FSME zu erkranken, als Erwachsene. Das Risiko einer Infektion hängt nicht vom Alter ab, sondern von der Dauer des Zeckenbisses und dem Vorhandensein von Krankheitserregern in der Zecke selbst. Es ist wichtig, dass Kinder nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich auf Zecken abgesucht werden, um eine mögliche Infektion frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

FSME-Infektion bei Kindern

Eine FSME-Infektion (Frühsommer-Meningoenzephalitis) verläuft bei Kindern oft milder als bei Erwachsenen. Schwere Krankheitsverläufe sind bei Kindern selten. In Risikogebieten, wie beispielsweise Süddeutschland, kann eine Impfung gegen FSME in Erwägung gezogen werden.

Borreliose-Infektion bei Kindern

Borreliose ist eine von Zecken übertragene Bakterieninfektion, die deutschlandweit verbreitet ist. Nach einem Zeckenstich dauert es mehr als 12 Stunden, bis die Bakterien übertragen werden. Wird die Zecke vorher sauber entfernt, ist eine Infektion unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind nach einem Zeckenstich Borrelien in sich trägt, liegt bei etwa 5%.

Die meisten Infektionen verlaufen mild und betreffen hauptsächlich die Haut (Wanderröte). Auswirkungen auf das Nervensystem und die Gelenke sind selten.

Hunde und Katzen vor Zecken schützen

Auch Hunde und Katzen sollten vor Zecken geschützt werden. Nach Spaziergängen im Freien sollten sie gründlich abgesucht werden und Zecken so schnell wie möglich entfernt werden. Hierfür gibt es im Handel spezielle Pinzetten und Haken. Zudem bieten Apotheken sogenannte „Spot-on“-Präparate an, die den Parasitenbefall verhindern. Zeckenhalsbänder enthalten oft den giftigen Wirkstoff Permethrin, der für Hunde geeignet ist, aber für Katzen gefährlich sein kann.

Welche Krankheiten übertragen Zecken?

Zecken können verschiedene Infektionskrankheiten übertragen. In unseren Breiten sind vor allem die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) von Bedeutung. Die Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht, während die FSME von einem Virus, dem FSME-Virus, übertragen wird. Zecken können auch weniger bekannte Krankheitserreger wie Anaplasma, Rickettsien oder Francisella übertragen. Es gibt auch andere Viren neben dem FSME-Erreger, die Krankheiten auslösen können. Ein neues Virus namens Alongshan-Virus (ALSV) wurde kürzlich in der Schweiz entdeckt und gehört zur Familie der Flaviviren.

Wie lange muss eine Zecke saugen, bis sie Borreliose überträgt?

Das Risiko einer Borreliose-Infektion steigt nach einer Saugzeit von mehr als 12 Stunden. Die Borrelien, die das Bakterium verursachen, leben im Darm der Zecke und werden nicht immer übertragen. Daher ist es wichtig, eine Zecke schnell und korrekt zu entfernen, ohne sie zu quetschen, da dies das Infektionsrisiko erhöhen kann.

Was sind die Risikogebiete für Borreliose und FSME?

In Deutschland gilt das ganze Land als Risikogebiet für Borreliose, mit Ausnahme von Gebieten über 2000 Metern. Für FSME gilt ebenfalls ganz Deutschland als Risikogebiet.

Wie häufig sind Borreliose und FSME?

Lyme-Borreliose ist weit verbreitet und kommt in ganz Deutschland vor – nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken pro Jahr mehrere Zehntausend Menschen daran. Die genauen Zahlen sind jedoch nicht bekannt, da Borreliose keine Meldepflicht hat. Die Anzahl der Borreliose-Fälle war in den Jahren 2018 und 2020 besonders hoch. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen in Deutschland zwischen 195 (2012) und 718 (2020) jährlich. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 474 FSME-Fälle gemeldet, 2022 waren es noch 565 Fälle. In den letzten Jahren ist jedoch ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Symptome bei Borreliose

Das Krankheitsbild der Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, kann sehr vielfältig sein, was die Diagnose erschwert. Zu den häufigen Symptomen gehören die wandernde Röte, grippeähnliche Beschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwellungen der Lymphknoten, chronische Schmerzen, Kopf- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Herzbeschwerden, Hautprobleme, Sehstörungen, Gehörprobleme, Lähmungserscheinungen und psychische Probleme. Die Krankheit wird je nach Ausbreitung der Infektion und Schwere der Symptome in drei Stadien unterteilt.

Was ist eine Wanderröte?

Die wandernde Röte, auch Erythema migrans genannt, ist ein charakteristisches Frühzeichen der Borreliose. Es handelt sich um eine Hautrötung, die sich langsam vom Zeckenstich ausbreitet und einen wandernden Ring bildet. Die Rötung verschwindet im Zentrum und lässt den Eindruck eines wandernden Rings entstehen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass das Fehlen einer wandernden Röte nicht gegen das Vorhandensein der Krankheit spricht. Viele Patienten mit nachgewiesener Borrelien-Infektionberichten nicht über das Auftreten einer wandernden Röte.

Wie behandelt man Borreliose?

Die Behandlung der Borreliose erfolgt in der Regel mit Antibiotika. Die Wahl des Antibiotikums und die Dauer der Behandlung hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Stadium der Erkrankung und den betroffenen Organen. In den meisten Fällen werden oral verabreichte Antibiotika wie Doxycyclin, Amoxicillin oder Cefuroxim verwendet. In schweren Fällen kann eine intravenöse Antibiotikatherapie erforderlich sein.

Was sind Anzeichen für FSME?

Die Symptome der FSME können von milden grippeähnlichen Beschwerden bis hin zu schweren neurologischen Komplikationen reichen. Zu den häufigen Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit. In einigen Fällen kann es zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) oder der Hirnhäute (Meningitis) kommen, was zu schweren neurologischen Schäden führen kann.

Wie behandelt man FSME?

Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung für FSME. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung des Körpers bei der Bekämpfung der Infektion. In schweren Fällen kann eine stationäre Behandlung erforderlich sein, um die Symptome zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden.

Kann man sich gegen Borreliose impfen lassen?

Ja, es gibt eine Impfung gegen Borreliose. Die Impfung ist jedoch umstritten und wird nicht allgemein empfohlen. Die Impfung bietet keinen vollständigen Schutz vor der Krankheit, kann aber das Risiko einer Infektion verringern. Die Impfung besteht aus drei Dosen, die im Abstand von einigen Monaten verabreicht werden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Impfung nur gegen Borreliose, nicht aber gegen andere von Zecken übertragene Krankheiten wie FSME schützt.

Wer sollte sich gegen FSME impfen lassen?

Die Impfung gegen FSME wird in erster Linie Personen empfohlen, die in Risikogebieten leben oder sich häufig in solchen Gebieten aufhalten. Dazu gehören Menschen, die in der Nähe von Wäldern, Wiesen oder Gebieten mit hohem Zeckenvorkommen leben, sowie Personen, die beruflich bedingt viel Zeit im Freien verbringen. Die Impfung wird auch Personen empfohlen, die aufgrund ihres Gesundheitszustands ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe von FSME haben.

Fazit

Borreliose und FSME sind ernstzunehmende Krankheiten, die von Zecken übertragen werden. Es ist wichtig, sich über die Risiken und Symptome dieser Krankheiten zu informieren und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Durch Aufklärung, regelmäßige Kontrolle auf Zecken und gegebenenfalls Impfungen können wir das Risiko einer Infektion verringern. Bleiben Sie gesund und genießen Sie die Natur, aber vergessen Sie nicht, sich vor Zecken zu schützen!

 

Quellen und weiterführende Informationen

  1. Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion. RKI, 2024.
  2. Zeckenstich, Wikipedia 2024.

ddp

Dieser Artikel handelt von einem Krankheitsbild oder gesundheitlichen oder medizinischen Thema und dient dabei jedoch nicht der Eigendiagnose. Der Beitrag ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte lesen und beachten Sie auch unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen!



Vorbereitung und Durchführung einer Lebertransplantation

Vorbereitung und Durchführung einer Lebertransplantation

Wie Sie sich auf die Lebertransplantation vorbereiten, hängt von der Art der Lebertransplantation ab, die Sie erhalten. Transplantation eines verstorbenen Spenders. Wenn Sie auf der nationalen Warteliste für eine Leber...

Wells-Syndrom

Das Wells-Syndrom, auch bekannt als eosinophile Zellulitis, ist eine seltene dermatologische Erkrankung, die durch juckende, feurig rote und geschwollene Stellen gekennzeichnet ist, die auf beliebigen Hautbereichen auftreten können. Diese Flecken...
Enzephalitis: Ein kurzer Überblick

Enzephalitis: Ein kurzer Überblick

Enzephalitis wird wörtlich übersetzt mit „Entzündung des Gehirns“.  Es mag wie ein beängstigender und ernster Zustand klingen, ist es aber selten.  Natürlich kann sie sich wie jede andere Krankheit, die…