Das Recht auf Perfektionierung

Dirk de Pol, 8. Januar 2019

Kultur, Mentale Gesundheit

Für den bekannten Science-Fiction-Autor Douglas Adams besteht überhaupt kein Zweifel: die Erde wurde von den Mäusen bei intergalaktischen Planetenkonstrukteuren in Auftrag gegeben. Und der menschlichen Intelligenz haben sie in langwierigen und perfide getarnten Laborversuchen auf die Sprünge geholfen.

So war es nur eine Frage der Zeit bis der unterentwickelte Mensch erkannte, dass er ein Mängelwesen ist und als solches ein Recht auf Perfektionierung hat. Geben wir es ruhig zu: was wären wir heute noch ohne die Erweiterung unserer Sinne durch die Kommunikations- und Informationstechnik? Und was würde aus unserem Anspruch auf Glück und unserer Sehnsucht nach Unsterblichkeit ohne das vielfältige, tote Werkzeug, das wir früher oder später selbstverständlich wie ein Organ in uns tragen?

Wunder haben ausgedient. Neurochips, die Taube hörend und Blinde sehend machen, sind in Arbeit. Und nicht mehr lange wird es dauern bis wir unser Gehirn, den Wachstumsphasen angepaßt, mit stimulierenden Substanzen dopen, um es im fortgeschrittenen Alter Stück für Stück durch kleine Chips zu ersetzen (für irgendetwas wird die gerade grassierende Gehirnforschung ja letztlich gut sein). Zumindest als Geist sind wir dann ewig und werden Teil eines kollektiven digitalen Weltgeistes, der sich durch seine Mitteilungen aufbläht. Ob dabei bloß eine gigantische Seifenblase des Zeitgeistes oder eine für den Normalsterblichen bedrohliche Metastase der Intelligenz entsteht, dürfen wir gespannt abwarten.

Damit wir solchen Anforderungen der Mensch-Maschine-Kommunikation gewachsen sind und uns nicht länger schämen müssen, bloß geboren und nicht gemacht zu sein, haben wir begonnen, uns mit der Gentechnik ganz neu zu “in-formieren”. Mit der mächtigen Programmiersprache DNS suchen wir Antworten auf die bedrohlichen Steigerungen menschlicher und maschineller Intelligenz. Vielleicht gelingt es ja wirklich, ein Lebewesen zu designen, das sich, während es lebt, unmittelbar reprogrammieren kann: den Universal-Organismus, der jede von uns geschaffene Lebensbedingung, aber vor allem jede Universal-Maschine meistert. Denn deren prinzipiell unendlich perfektionierbare Intelligenz könnte uns zu menschlichen Haustieren degradieren. Auch ihr fleißiger Helfer ist eine Maus.

Zuerst erschienen 1996  in  Der Tagesspiegel

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DAS SPIEL, BEI DEM ALLES AUF DEN TISCH KOMMT …

… und nichts unterm Teppich bleibt.

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