Die Psyche heilen

Dirk de Pol, 23. Januar 2020

Mentale Gesundheit

Auf der Suche nach Gesundheit sind die Klienten bereit, alles zu versuchen, auch ein Wundermittel. Sie denken oft, dass sie es genauso gut versuchen könnten, denn „sie haben nichts zu verlieren“. Leider gibt es etwas zu verlieren. Klienten könnten ein falsches Gefühl der Hoffnung bekommen. Sie könnten das Interesse an der Schulmedizin oder anderen komplementären Ansätzen verlieren. Schließlich kann ihnen auch wertvolle Zeit durch eine unbefriedigende Therapie gestohlen werden.

Die komplementäre psychologische Therapie wird oft in Frage gestellt, z. B. bei falscher Hoffnung. Manche Menschen haben Angst, dass sie sich selbst etwas vormachen, wenn die Krebspatienten Hoffnung verspüren, und am Ende enttäuscht werden. Sie glauben, dass sie nicht enttäuscht werden, solange sie das Schlimmste erwarten. Dies ist eine Form von falscher Hoffnungslosigkeit. Solche Leute nennen sich gerne Realisten, sind aber in Wirklichkeit Pessimisten.

Viele Menschen missverstehen den wahren Wert einer optimistischen, pessimistischen oder realistischen Sichtweise des Lebens. Pessimistische Menschen sehen die Welt als einen dunklen Ort, wo es nur Elend gibt und alles hoffnungslos ist. Sie leugnen die positive Seite der Dinge. Optimistische Menschen sehen die Welt als einen glücklichen Spielplatz, wo es überall Freude gibt. Sie verleugnen die negative Seite des Lebens. Realistische Menschen wissen, dass es von allem im Leben positive und negative Aspekte gibt. Sie akzeptieren beide Seiten voll und ganz.

Wenn Therapeuten mit den psychologischen Themen arbeiten, die in dieser Arbeit beschrieben werden, geben sie keine falsche Hoffnung, sondern helfen den Klienten, realistischer zu sein. Realistische Hoffnung ist das, was in diesem therapeutischen Ansatz vermittelt wird.

Die Gesellschaft und das medizinische Team geben oft eine Art Todesgarantie (wenn auch täglich weniger) zusammen mit der Diagnose Krebs aus. Zum Glück ist dies nicht der Fall. Es gibt keine Garantie, dass man an Krebs sterben wird. Auf der anderen Seite gibt es auch keine Garantie, dass man nach dem Eingriff vom Krebs geheilt wird. Das Problem der falschen Hoffnung besteht nur, wenn der Arzt (medizinisch oder psychologisch) eine Garantie gibt, dass der Klient nach dem Eingriff geheilt wird. Falsche Hoffnung ist also nur als falsche Garantie vorhanden.

Das Vorhandensein von Hoffnung bei Klienten wird oft mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht, und Hoffnungslosigkeit ist oft ein Vorläufer für schlechte Ergebnisse. Das Vorhandensein von Hoffnung ist jedoch keine Garantie, aber es unterstützt den Heilungsprozess.

Beispiel:

Wenn Menschen heiraten, gibt es keine Garantie dafür, dass sie glücklich sind. Sie hoffen, dass sie es sein werden. Dies könnte von einem Pessimisten als falsche Hoffnung interpretiert werden.

Aber die Erwartung, dass die Ehe in ein paar Jahren zu Ende geht, ist fast eine Garantie dafür.

Die Hoffnung, dass man glücklich sein wird, ist keine Garantie, aber es hilft sicher.

Gefühle der Hoffnung stimulieren den Placebo-Effekt. Die möglichen Wirkungen eines Placebos lassen sich auch im Zusammenhang mit Krebs nicht leugnen.

Falsche Hoffnungen sind real und können so gesehen werden, dass sie sich nur auf unerreichbare Ergebnisse konzentrieren, während sie die aktuelle Wahrheit verleugnen. Solche unrealistischen Erwartungen führen zu Enttäuschungen und Schuldgefühlen. Die Hoffnung auf Heilung ist eine realistische Hoffnung. Realistische oder reife Hoffnung ist das Akzeptieren der gegenwärtigen Gefühle, Gedanken, Beziehungen und Verbesserungsmöglichkeiten. Sich nur auf Hoffnungslosigkeit und Selbstmitleid zu konzentrieren, ist genauso unrealistisch, wie nur eine positive und leuchtende Zukunft zu sehen.

Die Hoffnung initiiert Handlungen und stimuliert das Wohlbefinden. Ohne Hoffnung unternehmen die Menschen nichts für ihre Gesundheit. Hoffnung ist ein unterstützendes Gefühl sowie ein Antrieb, positive Aktionen in Richtung erhöhter Selbstkontrolle auszulösen.

Solano et al. (1993[2]) untersuchten den Zusammenhang zwischen psychosozialen Situationen und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Symptomen. Sie kamen zu dem Schluss, dass „Die beste Einstellung in Bezug auf die Prognose scheint die volle Anerkennung der eigenen Situation und den entschiedenen Willen, etwas zu unternehmen.“ Diese Schlussfolgerung wird von vielen anderen Autoren unterstützt. Hoffnungslosigkeit löst Tatenlosigkeit aus und lässt Dinge geschehen. Hoffnung löst den entschiedenen Willen zum Handeln aus.

Dieser Artikel handelt von einem Krankheitsbild oder gesundheitlichen oder medizinischen Thema und dient dabei jedoch nicht der Eigendiagnose. Der Beitrag ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte lesen und beachten Sie auch unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen!